Der Countdown läuft: Im Jahr 2026 nimmt die neue Produktionsstätte der Firma Helvoil in Monthey (VS) ihren Betrieb auf. In Zukunft werden hier rund 100 000 Tonnen Diesel aus gebrauchtem Speiseöl und Abfallfetten hergestellt. Der erneuerbare Treibstoff soll sowohl die Selbstversorgung der Schweiz im Bereich Verkehr verbessern als auch die Energiewende vorantreiben.
Präsident des Verwaltungsrats der Helvoil AG
Zurzeit importieren wir sämtliche erneuerbaren HVO-Treibstoffe (Hydrogenated Vegetable Oil), die hierzulande verwendet werden. Laut der Eidgenössischen Zollverwaltung sind dies jährlich rund 50 000 Tonnen. Mit der geplanten Anlage in Monthey wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Sie soll einen wesentlichen Beitrag zur Selbstversorgung des Landes mit erneuerbaren Treibstoffen leisten, eine Antwort auf drohende Versorgungsengpässe mit fossilen Treibstoffen liefern und die CO2-Emissionen weiter reduzieren.
«Mit unserem Verfahren können wir den Ausstoss von Kohlenstoffdioxid im Strassenverkehr um mehr als 70 Prozent senken, im Luftverkehr sogar um mehr als 90 Prozent», sagt Luca Schenk, Präsident des Verwaltungsrats der Helvoil AG. Ein weiteres Plus: Das in Monthey produzierte HVO kann im angrenzenden thermischen Kraftwerk Thermatel eingespeist werden, das als strategische Reservequelle bei Stromengpässen dient.
Von der Fritteuse in den Motor
Beim gesamten Produktionsprozess des HVO-Diesels wird grosser Wert darauf gelegt, umweltschonende Verfahren anzuwenden und kreislaufbasiert zu arbeiten. Das beginnt bereits beim verwendeten Rohstoff: Der HVO-Treibstoff wird mittels Hydrierung von Altspeiseölen und tierischen Abfallfetten hergestellt. Den hierfür notwendigen Wasserstoff produziert die Helvoil AG selbst, und auch die Nebenprodukte aus dem Produktionsprozess gelangen wieder in den Kreislauf.
«Wir arbeiten im gesamten Produktionsprozess mit bewährten Technologien, die geringe Risiken mit sich bringen und die Umwelt schonen», bringt es Luca Schenk auf den Punkt.
Privat-, Güter- und Luftverkehr: HVO als treibende Kraft
Mit der neuen Anlage, deren Inbetriebnahme im ersten Halbjahr 2026 geplant ist, sollen jährlich 100 000 Tonnen der erneuerbaren Treibstoffe HVO und SAF (Sustainable Aviation Fuel) hergestellt werden. Was bedeutet das für die Schweiz? Luca Schenk ordnet ein: «Bei der reinen Verwendung von 100 000 Tonnen erneuerbarem Diesel könnte damit der gesamte LKW-Transitgüterverkehr von Basel nach Chiasso gedeckt oder jedes Dieselauto in der Schweiz zweimal pro Jahr vollgetankt werden.»
Auch im Flugverkehr soll der SAF-Treibstoff zum Einsatz kommen: Die Helvoil AG rechnet damit, dass sie mit dem erneuerbaren Diesel rund zwei Prozent aller Treibstoffe, die an Schweizer Flughäfen getankt werden, abdecken kann.
Einfacher Umstieg – grosse Nachfrage
Der Wechsel vom herkömmlichen zum erneuerbaren Diesel ist unkompliziert und erfordert keine technischen Nachbesserungen an den Motoren und der Speicher- bzw. Vertriebsinfrastruktur. «Der HVO-Diesel kann pur oder gemischt in jedem modernen Dieselmotor und zu jeder Jahreszeit verwendet werden», erläutert Luca Schenk. Hinzu kommt: Der HVO-Treibstoff brennt sauberer und hält auch ohne Additive Temperaturen bis zu minus 20 °C aus, ohne zu verklumpen. Gerade im Hinblick auf Kälte und Lagerfähigkeit ist er aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung dem Biodiesel überlegen, der nur gemischt verwendet werden kann. Aufgrund dieser Eigenschaften rechnet die Helvoil AG mit einer grossen Nachfrage in der Schweiz.
Ein Leuchtturmprojekt für die Region
Derzeit ist die Helvoil AG dabei, die Detailplanung der Anlage in Monthey voranzutreiben. Die Baubewilligung liegt bereits vor. Die für den Bau und die Inbetriebnahme der neuen Anlage notwendigen Investitionen von über 100 Mio. Franken werden von einem einzigen Aktionär vollumfänglich bereitgestellt. Das Projekt ist auch für den Kanton Wallis von grosser Bedeutung, der sich stark für die Produktion erneuerbarer Energie einsetzt.
Weitere Informationen: www.helvoil.ch